
Durch all das Holprige

Na seawas, das mit der geplanten Tachiniererei lässt sich nur so suboptimal an, kann ich dir flüstern. Der große Haken daran, die eigenen Begeisterungen zum Beruf zu machen, ist folgender: Statt im Freibad Pommes in Ketchup zu tunken und mich hin und wieder zu wenden, hänge ich wie Gollum über mein Notizbuch gebeugt und schreib mir schirch die Hirnwindungen wund, seit die Kinder ohne mich urlauben. Wenn mir der Schreibflow abhanden kommt, les ich dies (und denk mir: Bistu! da bin ich 2 Jahre VOR Carrère schon selber draufgekommen!) und dann les ich das und dann krall ich mir wieder mit gierigen Fingern das Notizbuch, nur unterbrochen von Hundespaziergängen und grassierenden Selbstzweifeln, weil man ja beim Umsetzen größerer Kreativprojekte recht erbarmungslos von den eigenen inneren Zensor*innen hergemartert wird. Mich dem auszusetzen, ist dennoch immer die weisere Wahl, als mich abbringen zu lassen, denn es ist, wie es immer ist: Schreibend kann ich mir die Welt am besten erschließen, meine Gedanken besser zu Ende denken, mir manchmal einen Reim auf Umbrüche machen oder zumindest die nächsten Babyschritte eruieren.
Kübel und Häferl hab ich in unsere Badewanne gestellt und den Kinder beigebracht, wie ich in Indien, Sri Lanka und Tansania immer sehr wassersparend geduscht hab (mim Häferl ins Küberl schöpfen, sich selbst gießen, einseifen, selbst gießen, fertig). Wenig Warmwasser = wenig Wärmeverbrauch = gute Wintervorbereitung, so meine Überlegung. Wird ein Zimmer verlassen, erinnern wir uns mit dem Code “Bitte Putin entmachten” ans Lichtabdrehen. Man tut, was man kann, hin und wieder hab ich wackelige Knie. Habe einen Heizaufsatz für unseren Campingkocher gekauft, weil man will ja weder paranoid sein noch blöd. Die meiste Zeit bin ich recht ruhig, lediglich jetzt, wo die Kinder weg sind, fehlt mir meine Besonnenheit etwas. Während ich die ewigliche Routine aus Fürsorge-Kochen-Liebhaben-Putzen-Vorlesen-Streitschlichten oft auf den Mond pfeffern könnt, so merk ich in diesen anderen Zeiten drastisch, wie viel Halt sie mir im denkbar positivsten Sinn verleiht.
Holprige Zeiten rufen nach Veränderung und ich verändere mich unter anderem durch eine Verschlankung meines Arbeitens. Ich übe, die Finger vom vollen Maß zu lassen, ich übe mich allen wirtschaftlichen Situationen zum Trotz im Vertrauen und untervermiete mein Atelier beispielsweise nicht mehr für Yogakurse, damit die Kinder und ich uns abends ungeplanterweise in Farbe wälzen können. Ich administriere keine extern eingemieteten Kurse mehr, um allen Einwänden zum Trotz einfach freie Zeit zum Schreiben zu haben, statt die Homepage upzudaten. Ab Herbst findet ihr deshalb auf meiner Homepage wieder ausschließlich von mir unterrichtete Kurse und Workshops, gepriesen sei das Kleinteilige.
Wisst ihr, was spannend ist? Meine Workshops bersten aus allen Nähten (nur nächste Woche an der Gea-Akademie gäb’s noch 3 Restplatzerl für Spontane) und auch die von mir geleitete 200h-Yogalehrenden-Ausbildung. Nur meine wöchentlichen Yogakurse tümpeln seit Corona vor sich hin, obwohl das hybride Setting und die Möglichkeit, versäumte Stunden nachzuholen, ja eigentlich ideal wär. Ich kratz mich fragend am Hinterkopf, was ihr brauchen könntet, um wiederzukommen? Jetzt waren wir 20 Jahre ein Team und nun werdet ihr mir abtrünnig? So geht das nicht, samma uns ehrlich. So ein all-wöchentlicher Fixpunkt ist viel zu hilfreich, viel zu gesund, um ihn ziehen zu lassen. Workshops und Ausbildungen in allen Ehren, aber die wöchentliche Routine ist schon ein Gamechanger, ein verflixter. Ich mein, ich unterricht sowieso weiter, ich werde Montag abends und Mittwoch vormittags da sein, komme, was da wolle, keine Sorge. Und wenn ihr euch jetzt denkt: “Weißt was, ich geb mir jetzt einen Ruck und meld mich wieder fix an für ab September”, dann könnt ihr mit breitem Grinsen und einem glücklichen Seufzer meinerseits rechnen. Herzlich Willkommen zurück im voraus.
Außerdem mag ich mich in Freigibigkeit üben, drum schenk ich euch jetzt übern Sommer den Zugang zu sämtlichen Aufzeichnungen meiner Kursstunden. Hier bitte, das Passwort lautet: Spritzpistole. Entwurschtelt euch. Ich predige keinen Masterplan, weil ich einfach keinen in petto hab. ich kann nur sehr bodenständig Freiräume zum zwischenzeitlichen Ausstieg aus dem Autopiloten anbieten, zum Bezärteln unserer Gebeine, zur Übung des schelmischen Umgangs mit all unseren Imperfektionen. Das ist eh viel, wenn ich’s mir recht überleg, aber in Nirvana-Nähe halten wir uns eben trotzdem nicht auf.
Im Oktober startet der vierte Durchgang meiner Ausbildung für Yogalehrende und momentan sind noch einige Plätze frei. Wir werden in einer Fixgruppe 6 ausgiebige Präsenzmodule absolvieren, während derer ganz intensiv an der eigenen Praxis getüftelt wird, wir tauchen in angewandte Anatomie und Yogaphilosophie ein,schreiben interagierend mit Basisliteratur, auf dass sie uns ins Gebein übergehen möge, statt uns wie ein auswendiggelernter Pfropfen zu blockieren. Wir üben Asanas, meditieren, tauchen bis über beide Ohrwascheln in Atemübungen ein. Wir machen Gesprächsrunden, Erfahrungsaustausch.
Zusätzlich zu den Präsenzmodulen gibt’s ca. alle drei Wochen einen Online-Abend, der bewirkt, dass ihr das ganze Jahr intensiv (aber jenseits jeglicher Überforderung) dranbleibt. Außerdem bekommt ihr zwei Einzelstunden mit mir und seid herzlich eingeladen, an sämtlichen Kursstunden (Mo & Mi) online teilzunemen.
Nona machen viele dies Ausbildung mit der Idee, Yogalehrende zu werden. Ich möcht aber deponiert haben, dass viele das Jahr auch einfach zur Vertiefung der eigenen Yogapraxis nützen und sich das sehr bewährt. Einige absolvieren meinen Lehrgang auch innerhalb ihrer Bildungskarenz – ich unterschreib euch da gern die Formulare.
Der nächste Infoabend findet am 2. August um 20h via Zoom statt. Bitte einfach auf den Link klicken und via Zoom dabei sein, g’frei mi!