5 Gründe, warum ich gern alleinerziehend bin. | Eva Karel | Brutstätte für Yoga, Text & Bild

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5 Gründe, warum ich gern alleinerziehend bin.

09. Juni 2016
5 Gründe, warum ich gern alleinerziehend bin.

Allein! Mit zwei kleinen Kindern! Die mitleidigen Blicke könnt's euch gleich einmagazinieren.
Punkt 1: Ich liebe meine Kinder.
Ich bin heilfroh, sie zu haben. Dementsprechend küsse ich den Boden, soviel Zeit für sie zur Verfügung zu haben. Ja, selbstverständlich gehen sie mir zuweilen gehörig auf den Senkel -das liegt in der Natur der Sache. Ich wollte sie, ich habe sie, ich zieh sie gerne groß. DANKE.
Punkt 2: Ökonomische und zeitliche Freiheit
Ich habe das große, große Glück den Jackpot im Hinblick auf meinen Beruf geknackt zu haben. Ich unterrichte an 2 Vormittagen an der Uni und 1x abends einen Yogakurs. An Papa-Wochenenden halte ich hin und wieder Wochenendworkshops. Ja, da gibt's Vorbereitungsarbeit, Abgaben müssen korrigiert, Emails beantwortet, Dinge geplant werden. Das jongliere ich zeitlich ganz flexibel. Oft arbeite ich abends 1-2 Stunden. Doch ich hab jeden Nachmittag frei, kann meine Kinder um 14h abholen und da ich ohnehin abends/nachts am produktivsten bin, kommt mir all das sehr gelegen. Vollzeiteinkommen ohne Vollzeit-Kinderbetreuung. Keine ausgelaugte Mama im Hamsterrad.
 Punkt 3: Flexibilität jenseits des klassischen Kernfamiliengespanns
Ich mag meine Manövierfähigkeit als Dreiergespann. Meine Wohnung, mein Haushalt, meine Freizeitgestaltung, meine Erziehungsideen. Der Kindsvater und ich kommen mittlerweile sehr gut aus, müssen uns aber nicht mehr von einem Kompromiss zum nächsten hanteln, weil eben ENTWEDER er ODER ich jeweils verantwortlich sind. Unsere Kinder nehmen das tatsächlich mit links und können gut mit unserer Unterschiedlichkeit. (Bewährt sich seit 2,5 Jahren. ein Drittel der Zeit bei ihm, zwei Drittel der Zeit bei mir.) Abgesehen davon empfinde ich es als Privileg, fixe Auszeiten von der Versorgungsroutine zu haben, eben weil sie 1x pro Woche beim Vater übernachten, sowie jedes zweite Wochenende.

Ich glaube, dass unterschiedliche Konstellationen gut sein können. Ich kenne Kernfamilien, die tirillieren und solche, die vor sich hinvegetieren. Selbiges bei Patchworkfamilien, Homo-Eltern und Alleinerziehenden. Gut ist, was schön ist.
Punkt 4: Soziales Nest. Kein Einzelkämpferinnentum.
Ich hab nicht nur ein soziales Netz, ich würde es vielmehr als soziales Nest bezeichnen. 4 Frauen, die mir so nahe stehen, wie man sich nur nahe stehen kann, bilden quasi die Herde, mit der ich meine Kinder großziehe. Stundenlange Gespräche, gemeinsames Kochen, gemeinsames in der Wiese Herumliegen oder am Balkon Kaffee schlürfen während die Kinder spielen, gemeinsame Urlaube. Sie springen als Babysitterinnen ein, sie tragen mich & ich trage sie und deswegen kann ich meine Kinder gut tragen.
Punkt 5: Seliges Alleinsein erlaubt
Ich bin ein partiell soziophobes Kerlchen bzw. ergibt sich meine soziale Ader aus meinen vielen, vielen Stunden, während derer nix und niemand mit mir redet oder an mir herumkrabbelt.

Gestern Abend z.B.: Nachdem wir den Nachmittag im Jörgerbad verplanscht hatten fiel ich der irrigen Annahme anheim, die Söhnchen könnten müde sein. Vielleicht wären sie es sogar gewesen, hätte ich nicht leider unser übliches Schlafprozedere torpediert (i.e. Buchi lesen, über den Tag reden, Bussi, Gute Nacht), indem ich versehentlich das Arschkatapult erfand. Es ergab sich, indem eines der Söhnchen den Kopf in die Matratze stützte und mir wiehernd das Hinterteil entgegenstreckte, woraufhin ich spontan per Arschtritt zum Purzelbaum verhalf. Eine halbe Stunde und 24 Arschkatapultpurzelbäume später keucht die Brut vor Lachen, von Erschöpfung keine Spur. Klassisches Eigentor. Ich verkünde, nun sei Computerarbeit für mich angesagt und verlasse das Zimmer.

Der laue Sommerabend  kriecht durch sämtliche anwesenden und sperrangelweit geöffneten Dachflächenfenster herein, meine heilige Zeit allein beginnt. Ich hänge die Wäsche auf,  tingle sinnentleert durchs Internet, packe den Rucksack für den morgigen Kindergartenausflug, erschlage ein Motte, höre 23x Shantels Viva Diaspora, rauche 4 Zigaretten, korrigiere Hausübungen, schaue den Schwalben über den Dächern zu, verdrücke eine halbe Packung Lachgummi, vereinbare mit meinem Vater, an den NÖ Tagen der offenen Ateliers teilzunehmen und schicke die Brut 7x zurück in die Hapfn.

"Mamaaa? Wie geht einschlafen?"

"Augen zu, Klappe zu."

"Das geht aber nicht."

"Augen zu, Klappe zu und warten."

Ich befülle mein Notizbuch, lasse die Yogamatte heute links liegen, schließlich muss man niemals nicht alles auf einmal machen. Ich strecke mich zwecks Telefonat auf der Couch aus, lackiere meine Zehennägel und entwirre gegen Mitternacht vier Arme und vier Beine, wuchte ein Kind mehr nach links, eines mehr nach rechts und quetsche mich zwischen die kleinen, bettwarmen Körper, die das Stockbett aktuell für überflüssig, das Mamabett hingegen als vorzügliche Bettstatt empfinden.

Mein Vitamin-D-High kann sich grad sehen lassen.