warum Begeisterung ernstzunehmen ist. | Eva Karel | Brutstätte für Yoga, Text & Bild

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warum Begeisterung ernstzunehmen ist.

01. August 2014
warum Begeisterung ernstzunehmen ist.

Pretoria also. Hauptstadt von Südafrika, wie mir Wikipedia flüstert. Jaja, eh hab ich Internationale Entwicklung studiert, eh mit Ostafrika-Schwerpunkt, aber Südafrika? Nix, ich hab vielleicht noch ein paar Brocken Swahili im Westentaschl, aber Südafrika? Nix, tut uns leid. Ich habe vage Vorstellungen von Townships, Mandela spaziert -nona- durch meinen Hirnfilm. Also befragen wir beschämt Onkel Google.

Jedenfalls bewerb ich mich jetzt lustig morgen bei den Herrschaften, hab ich mir gedacht. Hüft's ned, schod's ned. Die UNISA tatert sich über eine Handvoll SchreibtrainerInnen freuen, vermeldet das Email in meiner Inbox und nachdem's mir prompt die imposanteste Gänsehaut aufzieht, probier ich das jetzt einfach. Flieg ich halt nächstes Jahr womöglich als Gastlektorin auf ein Sprüngerl dorthin und falls nicht: Auch gut! Mein Leben gebärdet sich grad ganz prächtig hier, verbindlichsten Dank der Nachfrage.

Weißt? Es ist ja wirklich so eine Sache mit dieser verflixten Begeisterung. Warum hab ich bei gewissen Dingen ganzkörperlich das Gefühl: Heast!! Machen!!? Da kann ich hirnen und logisch beleuchten, ich mach es einfach, da kann ich mich noch so fürchten. Wenn ich mich zurückerinnere... Mit 18 drückt mir meine Mutter ein Packl englischsprachiger Kopien in die Hand. Sei von einer Patientin, die nicht gut Englisch könne, ob ich mal bitte? Knöpfe mir also die Zettelwirtschaft vor und verschwinde. Im philosophischen Sog. Übersetze alles brav. Als ich fertig bin denk ich mir: So, wir schreiben dem buddhistischen Mönch (Autor) ein Mail und kredenzen unsere Begeisterung. Ein Monat später treff ich ihn bei einem Vortrag, er ist zufällig im Land. Wieder ein Monat später und frisch maturiert hab ich ein Oneway-Ticket Richtung Sri Lanka in den ebenso zittrigen wie überzeugten Händen. Plan: Theravada-buddhistische Nonne werden. Ich sterbe originale 1.013 Tode, als ich meinen Eltern durch die Postkartenständer am Gate nochmal verhalten zuwinke und warte, bis ich mich umgedreht habe, bevor ich haltlos losplärre. Zehn Stunden später hab ich den Magen immer noch zwischen den Zähnen und seh ich vom Flugzeug aus die Sonne aufgehen. Kurz darauf die satt-grüne Insel unter mir. Ich hab immer noch die Hosn gestrichen voll, weiß aber: Hallo! Bin schon gestellt, wie schau ma aus, du Leben?

Katapultiere mich per Dreifachsalto ins neue Leben. Meditieren, lesen, lesen, Yoga, meditieren, schreiben, meditieren, lesen. Und weil mir das Yoga gar so taugt, häng ich noch eine kleine Weltreise samt YogalehrerInnenausbildung an, um mich zu vertiefen. Dass ich damit Geld verdienen würd, kam mir reichlich an den Haaren herbeigezogen vor. Ich hab damit erst mein Studium finanziert, jetzt meine Kinder. Zwölf Jahre und ein kurzes romantisches Mönchspantscherl später ist keiner von uns Mönch oder Nonne, aber beide lehren wir Yoga, beiden geht's uns gut. Es wird schon seinen Grund gehabt haben, net woa? Dann wollt ich nach dem Studium gern viel - sehr viel - schreiben. Einfach weil's mich immer schon so fasziniert hat, mein Taufpate immer vermeldet hat, er liebe meine Briefe so, weil mein Tagebuch quasi als therapeutische Couch fungiert hat, ja jedenfalls hab ich darum die Ausbildung im writers'studio gemacht und parallel Sohn 1 bekommen. Als ich fertig war, fiel zufällig eine der Haupttrainerinnen aus, ich bekam ihre Stelle. Alles wunderbar, würd ich sagen. Immer schön brotlose Spleens verfolgen, füttern, gießen, zupfen und staunen: Tadaa!

Jetzt also vielleicht Pretoria. Und wenn nicht, dann kommt was anderes. Wir warten gespannt wie ein Gummiringerl.

Sprecht! Wie ist das bei euch so? Was begeistert euch insgeheim? Was würdet ihr machen, wenn niemand den "moch wos G'scheits-Sermon" auf euch abfeuern würde? Was, wenn das Sicherheitsdenken Sendepause hätte? Welche Geschichten würdet ihr euren Enkelkindern gern irgendwann aus eurem Leben erzählen? Jetzt aber heraus mit der Sprache!