penetrant glücklich | Eva Karel | Brutstätte für Yoga, Text & Bild

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penetrant glücklich

23. Juli 2014
penetrant glücklich

Und dann hebt man eine Woche später die müden Augen aus den Rechnungen, hat Listen mit Fragen an den Steuerberater verfasst, wie denn zu verfahren sei, damit man bitteschön nicht bankrott ginge. Man hat Telefonate geführt, an Türen geklopft, Newsletter ausgeschickt.

'Sie haben 27 ungelesene Mails in ihrem Posteingang.' Zwei Tage bevor besagter Steuerberater heimgesucht wird, prasseln Kurs- und Workshopanmeldungen auf einen herein. Eine Uni erkundigt sich höflich, ob ich denn Kapazitäten für zwei weitere Lehrveranstaltungen ab Herbst habe. Und man schmeißt sich kopfüber ins Bett, zieht sich die Decke über den Kopf und plärrt zünftig in die Pölster, denn man weiß: Das Jahr ist gerettet, niemand wird hier untergehn.

Man schnappt sich die Brut, marschiert ins Freibad und tritt sich barfuß eine Handvoll Nacktschnecken ein. Man planscht mit den Zwergen, neben einem verkutzt sich eine stattliche Oma und rülpst nonchalant und nichts, nichts! - man ist glücklich. Man ist so deppert vor Zufriedenheit, dass man das kleine Söhnchen nackig in eine Decke gewickelt Mittagsschläfchen auf einer schattigen Liege halten lässt, das bettwarme Bündel ab Erwachen zärtlich auf den eigenen Bauch bettet, sich kurz wundert, was hier so streng riecht, per kurzem Lokalaugenschein bemerkt, sowohl Kind, als auch Decke und eigener Bauch strotzen vor Kacke und nichts! Schon zückt man 117 Feuchttücher, der Viereinhalbjährige hopst fröhlich 'Kacka-Massaker' trällernd im Kreise. Man wundert sich kurz über die Penetranz der eigenen Glückseligkeit und flaniert nach Hause, während die Hitze zwischen Hauswänden und Asphalt Pingpong spielt, einen gut durchselcht und nichts...