Yoga hilft.
224. Januar 2014 von evakarel
Als ich mit Yoga begonnen habe, gings mir nicht gut. Klassisch – nicht wissen, wohin das Leben gehen soll, gediegener Orientierungsnotstand.
In den letzten Jahren war es eher so etwas wie ein sehr gewohnter Begleiter. Geliebt hab ich’s immer, es hat mich immer wieder gerade gerichtet, hat jede Ambition, nicht darauf zu hören, was ich mit meinem Leben denn so wirklich und tatsächlich anfangen möchte, sabotiert. Denn seien wir ehrlich: Das Bauchgefühl wird mit all dem Gedehne, mit all dem Balancieren, all dem Geatme und der Präzision so vehement, dass man es eben nicht mehr ausblenden kann. Folglich waren jene Schritte, die ich in den letzten 12 Jahren seit Betreten der Yogamatte gesetzt habe, bewusst gewählt. Ich bin jetzt dort, wo ich sein will. Ich habe mich mit Karacho und Begeisterungssturm in mein Studium geworfen, Ausbildungen gemacht, die sich einfach richtig angefühlt haben und wie nebenbei hat sich daraus meine Selbständigkeit ergeben. Ich habe mich bewusst für diese Famile entschieden, wollte meine Kinder unbedingt. Ich wollte dieses Leben.
Nun bin ich abrupt Alleinerziehende geworden und zuweilen beliebt der Boden merklich zu schwanken. Doch auf der Yogamatte ist es ruhig. Meine Fußsohlen nehmen die Textur der Matte wahr, mein Körper seufzt erleichtert, die rasenden Gedanken nehmen Zeitlupentempo an. Ja, momentan geht viel Zeit für Tränen drauf, aber ich bin noch da. Ich. bin. noch. da. Und wenn es am finstersten ist, ist irgendetwas in Arbeit, das ich mit meinem Hirn gar nicht zusammendenken kann. Dass ich mit meinen Kindern unseren Weg finden werde, nimmt Form an.
Einatmen, ausatmen, einen Schritt vor den anderen setzen. Die Kinder wachen auf, also wische ich die Tränen ab und mache ihnen Frühstück. Der Große singt Bi-Ba-Butzemann. “Er rüttelt sich, er süttelt sich, er wirft sein Sexchen hinter sich!”
“Säckchen, Schatzi, er wirft sein Säckchen hinter sich.”
“Er wirft sein Sexchen hinter sich!” trällert es mir erneut triumphal entgegen. Gut, auch recht.
Der Einjährige wirft unbemerkt die Ladestation der elektrischen Zahnbürste ins volle Waschbecken, zack und schon ist es zappenduster in der Wohnung, immerhin ist es erst sechs Uhr früh. Mit dem Zwerg auf dem Arm erklimme ich die Leiter, öffne das Stromkastl und hieve den Fi-Schalter wieder ins rechte Lot. Der Vierjährige ist schwer begeistert. “Warum denn kannst du das Licht reparieren, Mama?!”
“Weil ich ein schlaues Füchslein bin, und alles kann, das ich lernen will, Schlingelmausi!”
“Kannst du auch ein Müllmann sein?!!” seine Augen leuchten ehrfürchtig.
“Eine Müllfrau. Ja, wenn ich eine Müllfrau sein möchte, kann ich eine Müllfrau werden.”
Am Abend backen wir Kuchen, beide sitzen auf der Küchenablage, verschütten emsig Mehl, fressen die halbe Teigschüssel leer und als ich den vor Teig triefenden Mixer aus dem Topf ziehe und mich kurz umdrehe, beschließt der Vierjährige, nun sei der ideale Moment gekommen, den Mixer nochmals auf Funktionstauglichkeit zu überprüfen. Der Teig verteilt sich in beeindruckendem Radius auf Küche, Dachflächenfenster, meinen Haaren und sämtlichen anwesenden Kindern. Der Vierjährige schaut leicht betreten, der Einjährige fällt beinah von der Ablage vor Lachen.
Ich liebe diese Verrückten.
Liebe Eva, klar wirst Du Deinen Weg auch als Alleinerziehende gehen! Ich nehm aus der Ferne ein bisschen Anteil – mein kleiner Sohn war auch erst anderthalb, als sein Vater und ich uns getrennt haben – und wünsch Dir viel Kraft! Zum Festhalten an der Yogamatte wenn der Boden wackelt, zum Teigaufwischen und für alles andere. Liebe Grüße Greta
hallo eva!
du wirst es nicht glauben, aber ich bin im moment NICHT alleinerziehende. lucky ist montag vor einer woche gestorben. gregor hat mir, fürsorglich wie er ist, bereits am dienstag darauf zu einem neuen hund verholfen, er heißt aramis, ist wieder ein überraschungshund und vier monate alt. alle kinder helfen mir bei der erziehung, besonders jonathan. er trainiert ihn schon für die hundeschule. meine nächte und tage sind von schlafmangel gezeichnet (kommt dir sicher bekannt vor) aber fad wird mir nicht. ich glaube, er wird deine helden sofort ins herz schließen. viele liebe grüsse rumplstilzchen