mitschreiben und tricksen
816. Oktober 2013 von evakarel
Wie entstehen eigentlich eure Texte, ihr Schreibenden da draußen? Meine jedenfalls so:
Ich bin eine große Trickserin vor dem Herrn. Nichts von wegen “Ich setze mich an den Schreibtisch und gieße fertige Formulierungen zu Papier”. Tatsächlich kritzle ich lauter Fitzelchen, Ideen, Momentaufnahmen, Fragmente und Rohtexte in mein Notizbuch und diverse Zettelchen und übertrage erst in einem weiteren Schritt mein Gekritzel in den Computer. Heute z.B. habe ich ein paar handschriftliche Notizen auf den Einkaufszettel-Post-Its am Kühlschrank gefunden – da habe ich mir notiert, was die Söhnchen so treiben, während ich die Espressokanne befüllte. Denn ist es nicht so, dass einen ein Textprojekt so über den ganzen Tag verstreut begleitet? Dass das Unterbewusste werkt und tut und man gerade beim Kochen, beim Einschlafen oder während des Radfahrens die besten Ideen hat, einem plötzlich DIE Formulierung kommt? Wenn man eben NICHT am Schreibtisch sitzt? Genau und deshalb liegen in meinem Leben überall Zettelchen, Stifte und Notizbücher herum. Selbst mein Kalender hat eine Notizspalte. Gehen wir mal ein paar Fundorte durch. Auf dem Kühlschrank pickt ein gelbes Post-It, auf dem steht:
– Brot
– Butter
– Kürbis
– Mama, ich hab dir ins Essen geschissen. (Meldung des bald Vierjährigen Born der Freude, nachdem er versehentlich ein Stück Duplo in die Pastasauce geSCHOSSEN hatte. Sicherheitshalber notieren, das kann ich bestimmt bald brauchen!)
– Opferrolle (Idee für einen Artikel über Kommunikation auf Augenhöhe)
Auf einem Schmierzettel auf dem Esstisch finde ich folgende Notizen:
– Hoppa, hoppa Reiter, wenn er fällt, dann speibt er. (Abgelauscht, als der große den kleinen Bruder auf seinem Schoß kräftig auf und abwuchtete und ihm dabei ein fröhlich Liedchen sang. Vielleicht ein Nachtrag zum Bauchgrippe-Artikel?)
– der Mistkübel riecht, als wäre jemand drin gestorben. (Notiz für einen Antwortartikel auf des stilhäschens wunderbaren Imperfektions-Artikel, in dem ich all unsere haushaltsbedingten Unzulänglichkeiten festzuhalten gedenke.)
Ich fange die Formulierungen ein, bringe die Momente schnell zu Papier, damit sie sich nicht in den Äther davonstehlen. Und irgendwann werden eine Handvoll Artikel daraus. Aus vermeintlich unzusammenhängenden Worten. Ich mag es, dem Chaos eine Form abzuluchsen.
Wie macht ihr das so? Masterplan oder mildes Chaos?
Ich gehöre erst seit Kurzem zu den Schreibenden, mir geht das aber genauso, Textfragmente, Ideen und Formulierungen drehen und wälzen sich in meinem Kopf, manchmal wochenlang, wie ein Ohrwurm, den man nicht los wird und plötzlich ist sind die Worte, Sätze und sogar ganze Texte fertig zum Aufschreiben. Nur Papierfitzelchen kritzle ich keine voll, bei mir passiert das im Kopf oder so. Jedenfalls auch nicht dann, wenn mir was einfallen sollte.
Na, dann weiterhin viel Erfolg mit deiner Methode!
danke für dein Kommentar!
Hinsetzen, irgendwas schreiben, dann das Irgendwas korrigeren und verbessern, und dann mit Wortwitzen dekorieren. Immer mehr Wortwitze. Bis eine grosse semigeniessbare Kalauerbrühe resultiert. Unter ständigem Rühren online stellen und sich schämen!
ja, ja jaaaaaaaahahaaaaaa. so is es bei mir auch.
Kennst Du ” Working Mum”? Sie hat in den Roman immer ihre alltagslisten eingefügt. Ich hab gestern auch ein paar vom letzten Jahr gefunden. An einigen könnte man sich herrlich entlang hangeln. Ich habe jetzt 2 mal die “Matrix” benutzt. Das ging ganz gut, ansonsten ist es es mal so und mal so.
nein, working mum kenn ich nicht – danke für den tipp! werd ich gleich mal reinschaun.
[…] entstehen eigentlich eure Texte? fragt Eva Karel in ihrem Blog und zeigt, wie sie dem Chaos „eine Form […]
Oh, spannende Frage! Bei mir formuliert es ziemlich viel im Kopf herum, während ich irgendwas anderes mache – und so ein Tagebuch-Text muss dann ziemlich schnell aufgeschrieben werden, sonst “passt” es nicht mehr. Aber das liegt ja an der Art der Texte – Tagebuch eben. Meine Wald-Geschichten waren die ersten, die ich erst stichpunktartig aufgeschrieben habe – weil im Urlaub kein Rechner dabei war – und dann später zu Hause fertiggebastelt habe. Wenn ich nicht ein bestimmtes Erlebnis, sondern ein allgemeineres Thema im Kopf habe, dann kaue ich meistens länger darauf herum und produziere Zettelchen… und dann fügt es sich mit der Zeit zusammen… oder wird nix (meistens).